Vietnams wirtschaftliche Entwicklung war in den letzten zehn Jahren von Widerstandsfähigkeit und Transformation geprägt. Das Land konnte seine Dynamik aufrechterhalten und bleibt ein wichtiges Ziel für ausländische Investoren. Trotz globaler Herausforderungen wie den Handelsspannungen zwischen den USA und China, der COVID-19-Pandemie und anhaltender geopolitischer Unsicherheiten verzeichnet Vietnam weiterhin ein robustes Wachstum mit durchschnittlich rund 6 % jährlich in den Jahren bis 2024. Das Land hat seinen institutionellen Rahmen gestärkt, die Infrastruktur verbessert und die digitale Transformation vorangetrieben und sich so als wichtiger Knotenpunkt in globalen Lieferketten positioniert.
Dynamische Wirtschaftsaussichten
Vietnams BIP-Wachstum der letzten Jahre spiegelt ein stabiles makroökonomisches Umfeld wider, das von einer starken Produktion, steigendem Binnenkonsum und der strategischen Teilnahme an globalen Handelsabkommen getragen wird. Für 2024 wird ein BIP-Wachstum von rund 6 % prognostiziert, nach einem Wachstum von 5,05 % im Jahr 2023, unterstützt durch robuste Exporte und steigende ausländische Direktinvestitionen (ADI). Die Inflation bleibt unter Kontrolle, und das Engagement der Regierung für Marktreformen und eine grüne Transformationspolitik stärkt das Vertrauen der Investoren. Schlüsselsektoren wie erneuerbare Energien, Hightech-Fertigung, Halbleiter und digitale Dienstleistungen entwickeln sich zu neuen Wachstumsmotoren, unterstützt durch staatliche Initiativen zur Stärkung des Humankapitals und zur Förderung nachhaltiger Entwicklung.
Vietnam verzeichnet zudem einen stetigen Anstieg der ausländischen Direktinvestitionen. Die Auszahlungen erreichten 2023 und Anfang 2024 Rekordniveaus, da globale Unternehmen ihre Aktivitäten von China weg diversifizieren. Elektronik, Halbleiter und E-Commerce-Logistik haben sich zu besonders attraktiven Branchen entwickelt, unterstützt durch wettbewerbsfähige Arbeitskosten und eine junge, technologieaffine Belegschaft. Gleichzeitig intensiviert die Regierung ihre Bemühungen, die Verwaltungseffizienz zu verbessern, den Rechtsrahmen für geistige Eigentumsrechte zu stärken und öffentliche Investitionen in Verkehrsnetze zu beschleunigen, um den Handel zu erleichtern.
Wichtige Handelsabkommen gestalten den Marktzugang
Vietnams Handelspolitik entwickelt sich kontinuierlich weiter. Sie baut auf wegweisenden Abkommen auf und ergänzt neue Rahmenbedingungen, um ihre globale Reichweite zu erweitern. Diese Abkommen fördern nicht nur das Exportwachstum, sondern erfordern auch, dass Vietnam seine Rechts- und Regulierungssysteme modernisiert, an internationale Standards anpasst und für mehr Transparenz sorgt. Zu den wichtigsten Abkommen gehören:
- ASEAN-Wirtschaftsgemeinschaft (AEC): Im Rahmen der Bemühungen der ASEAN, einen gemeinsamen Markt und eine gemeinsame Produktionsbasis zu schaffen, profitiert Vietnam von der Abschaffung von Zöllen in ganz Südostasien. Die AEC verfügt mittlerweile über ein BIP von über 3,6 Billionen US-Dollar und eine Bevölkerung von über 670 Millionen Menschen. Die Integration in den Bereichen Dienstleistungen und Investitionen wird vertieft. Laufende Initiativen zielen darauf ab, nichttarifäre Handelshemmnisse abzubauen, Zollverfahren zu verbessern und die digitale Konnektivität innerhalb der Region zu verbessern.
- Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam (EVFTA): Das 2020 in Kraft getretene EVFTA beseitigt über einen Zeitraum von zehn Jahren über 99 % der Zölle. Vietnams Exporte, insbesondere Textilien, Schuhe und Agrarprodukte, sind in die EU stark gestiegen. Europäische Investoren erhalten einen breiteren Marktzugang in den Bereichen Fertigung, erneuerbare Energien und Hochtechnologie. Das Abkommen enthält zudem strenge Bestimmungen zu nachhaltiger Entwicklung, Arbeitnehmerrechten und Umweltschutz und setzt damit Maßstäbe für Vietnams künftige Handelsverhandlungen.
- Umfassendes und fortschrittliches Abkommen für eine Transpazifische Partnerschaft (CPTPP): Das CPTPP trat 2019 für Vietnam in Kraft. Es umfasst elf Volkswirtschaften mit einem Anteil von 13 % am globalen BIP und bietet bevorzugten Zugang zu Schlüsselmärkten wie Kanada, Japan und Australien. Gleichzeitig setzt es hohe Standards in den Bereichen Arbeit, Umwelt und digitaler Handel. Neue Mitglieder wie das Vereinigte Königreich, das 2023 formell beitrat, erweitern den Umfang und die wirtschaftliche Bedeutung des Abkommens weiter. Im Hinblick auf den Schutz ausländischer Investitionen gegenüber der vietnamesischen Regierung führt das CPTPP den Mechanismus der Investor-Staat-Streitbeilegung (ISDS) ein. Gemäß dieser Bestimmung haben Investoren bei investitionsbezogenen Streitigkeiten das Recht, Ansprüche im Rahmen eines internationalen Schiedsverfahrens an das Gastland zu richten. Die Schiedsverfahren werden aus Gründen der Transparenz in Konfliktfällen öffentlich zugänglich gemacht. Darüber hinaus sind alle Entscheidungen des ISDS-Gerichts in Vietnam und gegenüber Vietnam direkt vollstreckbar. Dies bietet ein Maß an Rechtssicherheit, das es in Vietnam bisher nicht gab.
- Regionale Umfassende Wirtschaftspartnerschaft (RCEP): Mit Wirkung ab 2022 schafft RCEP den weltweit größten Handelsblock und integriert ASEAN mit China, Japan, Korea, Australien und Neuseeland. Vietnam profitiert von harmonisierten Ursprungsregeln, vereinfachten Zollverfahren und erweiterten Lieferkettennetzwerken. Das Abkommen stärkt Vietnams Position als regionales Produktionszentrum und unterstützt seine Ambitionen, ein wichtiger Akteur im asiatisch-pazifischen Handel zu werden.