F1: Können Sie uns von bedeutenden regulatorischen Änderungen in der Versicherungsbranche in den letzten 12 Monaten berichten (z. B. Dekret Nr. 46/2023/ND-CP)? Welche Auswirkungen haben diese Änderungen auf die Versicherungsbranche?
A1:
In den letzten 12 Monaten wurden in Vietnam die folgenden wichtigen Rechtsdokumente verabschiedet:
Dekret 21/2023/ND-CP über Mikroversicherungen: Dieses Dekret schafft einen rechtlichen Rahmen für politisch-soziale Organisationen, soziale Organisationen, Berufsverbände und Genossenschaften zur Gründung unterstützender Organisationen, die ihren Mitgliedern Mikroversicherungen anbieten. Diese Versicherungsart erleichtert einkommensschwachen Personen, die nur eingeschränkten Zugang zu herkömmlichen Versicherungsprodukten haben, den Versicherungsabschluss und trägt so zur Umsetzung der Sozialversicherungspolitik bei.
Das Dekret 46/2023/ND-CP ersetzt das Dekret Nr. 73/2016/ND-CP und führt mehrere neue Bestimmungen für die Versicherungsbranche ein, darunter: Erweiterung des Regulierungsbereichs auf Versicherungsunternehmen, staatliche Verwaltungsbehörden, die für das Versicherungsgeschäft zuständig sind, sowie Versicherungsnehmer und Begünstigte; neben der Nichtlebensversicherung umfasst es auch Sachversicherungen, Frachtversicherungen und sonstige Schadenversicherungen;
Dekret 67/2023/ND-CP über die obligatorische Haftpflichtversicherung für Kraftfahrzeugbesitzer, die obligatorische Feuer- und Explosionsversicherung sowie die obligatorische Versicherung für Bauinvestitionen;
Rundschreiben 67/2023/TT-BTC dient als Leitfaden für das Dekret 67/2023/ND-CP und ergänzt die Vorschriften für den Versicherungsverkauf über Banken. Es verbietet Banken den Verkauf von investitionsgebundenen Versicherungen zusammen mit Krediten.
F2: Wie würden Sie die bisherige freiwillige Umsetzung von IFRS 17 in Vietnam beschreiben?
A2:
Laut einer im Dezember 2020 von der Ho-Chi-Minh-Stadt-Börse und Deloitte Vietnam durchgeführten Umfrage haben mehr als 50 % der befragten Unternehmen IFRS bereits eingeführt oder planen eine Umstellung. Die Praxiserfahrungen von Unternehmen, die derzeit IFRS anwenden, zeigen zudem, dass die Einführung internationaler Rechnungslegungsstandards hinsichtlich Zeitaufwand, Implementierungskosten sowie Kosten für Personalschulung und Softwareentwicklung recht komplex ist. Tatsächlich benötigen die meisten Unternehmen bis zu 12 Monate für die Umstellung. Darüber hinaus ist die Einführung von IFRS in Vietnam mit gewissen Herausforderungen verbunden. Erstens stellt die Komplexität des IFRS-Systems eine erhebliche Herausforderung dar. Zweitens unterscheiden sich viele Kernbestimmungen des gesamten VAS-Rechnungslegungssystems erheblich von den IFRS. Drittens gibt es Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Qualifikation des Personals.
Die freiwillige Umsetzung von IFFRS 17 in Vietnam hat sowohl positive als auch negative Aspekte: Positiv: Die Umsetzung kann die Qualität der Finanzberichterstattung von Unternehmen verbessern, da sie Transparenz und Vergleichbarkeit erhöht und den Nutzern von Jahresabschlüssen Informationen für Management-, Betriebs- und Investitionsentscheidungen liefert. Sie ermöglicht einen länderübergreifenden Vergleich der Finanzlage und -leistung von Unternehmen. Darüber hinaus bieten nach demselben standardisierten System erstellte Jahresabschlüsse vietnamesischen Unternehmen die Möglichkeit, Investitionskapital anzuziehen.
Negativ: Laut einem PwC-Bericht könnte die Umsetzung aufgrund von Personalmangel, Technologiemangel und Zeitdruck mehr Zeit in Anspruch nehmen.
F3: Wie geht die Versicherungsaufsichtsbehörde (ISA) mit der Regulierung von InsurTechs und rein digitalen Versicherern um? Welche Herausforderungen gibt es?
A3:
Das Versicherungsgesetz von 2022 enthält eine Bestimmung zur Regelung des Einsatzes von Informationstechnologie im Versicherungsgeschäft.
Lizenzierung und Compliance-Überwachung: InsurTechs und rein digitale Versicherer unterliegen häufig Lizenzierungsanforderungen und einer laufenden Compliance-Überwachung durch die ISA.
Die Herausforderungen sind:
– – Traditionelle Versicherungsvorschriften berücksichtigen die besonderen Merkmale und Risiken von InsurTechs und rein digitalen Versicherern möglicherweise nicht ausreichend.
– – Die Digitalisierung von Versicherungsprozessen kann auch zu Herausforderungen in Bezug auf Transparenz, Offenlegung und faire Behandlung der Verbraucher führen. Die Regulierungsbehörden müssen daher angemessene Verbraucherschutzmaßnahmen sicherstellen.
– – InsurTechs und rein digitale Versicherer können operativen Risiken durch technische Fehler, Systemausfälle oder unzureichendes Risikomanagement ausgesetzt sein.
F4: Welche versicherungsrechtlichen Änderungen plant die ISA in den nächsten 12 Monaten?
A4:
Wir gehen davon aus, dass die ISA in den nächsten 12 Monaten die folgenden Dokumente verabschieden wird:
Entwurf einer Änderung des Dekrets 102/2021/ND-CP über Bußgelder für Verstöße im Versicherungssektor;
Entwurf einer Änderung und Ergänzung des Rundschreibens Nr. 20/2022/TT-BYT über die Liste, die Tarife und die Zahlungsbedingungen für Arzneimittel, biologische Produkte und gekennzeichnete Substanzen im Rahmen des Versicherungsschutzes der Krankenversicherungsteilnehmer.
F5: Wie plant die ISA, die Aufsicht über die vietnamesische Versicherungsbranche zu stärken?
A5:
Durch die Umsetzung eines risikobasierten Aufsichtsansatzes kann die ISA ihre Aufsichtsbemühungen anhand des von den Versicherungsunternehmen ausgehenden Risikoniveaus priorisieren.
Verbesserter Regulierungsrahmen: Die ISA kann an der Verbesserung des Regulierungsrahmens für die Versicherungsbranche arbeiten, indem sie bestehende Vorschriften aktualisiert und neue Leitlinien einführt.
Verbesserte Zusammenarbeit und Informationsaustausch: Die Zusammenarbeit mit anderen Regulierungsbehörden, Branchenverbänden und internationalen Organisationen kann die Wirksamkeit der Aufsichtsbemühungen verbessern.
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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Dr. Oliver Massmann unter [email protected]. Dr. Oliver Massmann ist Generaldirektor von Duane Morris Vietnam LLC.
